Höckes “Denk­mal der Schan­de” – Gegendarstellung

Die #con­tor­si­ons­pres­se ver­brei­tet, daß das AfD Mit­glied das Holo­caust­denk­mal in Ber­lin als “Schan­de” bezeich­net hat. Hier sei­ne Gegen­dar­stel­lung. Mag sich jeder selbst ein Bild machen:


Zu Berich­ten, dass er mit sei­ner Rede am 17. Janu­ar 2016 in Dres­den Kri­tik am Holo­caust-Geden­ken der Deut­schen geübt habe, sagt der Thü­rin­ger AfD-Lan­des- und Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Björn Höcke:

Ich bin erstaunt über die Bericht­erstat­tung zu mei­ner Rede vom 17. Janu­ar in Dres­den. Angeb­lich soll ich dort das Holo­caust-Geden­ken der Deut­schen kri­ti­siert haben. Die­se Aus­le­gung ist eine bös­ar­ti­ge und bewusst ver­leum­den­de Inter­pre­ta­ti­on des­sen, was ich tat­säch­lich gesagt habe. Wört­lich habe ich gesagt: ‚Wir Deut­schen sind das ein­zi­ge Volk, das sich ein Denk­mal der Schan­de in das Herz sei­ner Haupt­stadt gepflanzt hat.‘

Das heißt, ich habe den Holo­caust, also den von Deut­schen ver­üb­ten Völ­ker­mord an den Juden, als Schan­de für unser Volk bezeichnet.

Und ich habe gesagt, dass wir Deut­sche die­sem auch heu­te noch unfass­ba­ren Ver­bre­chen, also die­ser Schuld und der damit ver­bun­de­nen Schan­de mit­ten in Ber­lin, ein Denk­mal gesetzt haben.

Was ist dar­an falsch? Was ist an die­ser Fest­stel­lung zu kri­ti­sie­ren? Gar nichts! Ich möch­te in die­sem Zusam­men­hang an die Rede Mar­tin Walsers vom 11. Okto­ber 1998 anläss­lich der Ver­lei­hung des Frie­dens­prei­ses des Deut­schen Buch­han­dels in der Frank­fur­ter Pauls­kir­che erin­nern. Damals sag­te Wal­ser: ‚In der Dis­kus­si­on um das Holo­caust­denk­mal in Ber­lin kann die Nach­welt ein­mal nach­le­sen, was Leu­te anrich­te­ten, die sich für das Gewis­sen von ande­ren ver­ant­wort­lich fühl­ten. Die Beto­nie­rung des Zen­trums der Haupt­stadt mit einem fuß­ball­feld­gro­ßen Alp­traum. Die Monu­men­ta­li­sie­rung der Schan­de.‘ Er sprach sogar von einer ‚Instru­men­ta­li­sie­rung unse­rer Schan­de zu gegen­wär­ti­gen Zwecken‘.

Unzwei­fel­haft haben wir mit dem Holo­caust-Mahn­mal in Ber­lin unse­rer Schan­de ein Denk­mal gesetzt. Der Begriff ‚Denk­mal der Schan­de‘ stammt übri­gens gar nicht von mir, son­dern ist schon vor lan­ger Zeit zumin­dest in den poli­ti­schen Sprach­ge­brauch ein­ge­gan­gen. So heißt es etwa in einer Druck­sa­che (14/​3126) des Deut­schen Bun­des­ta­ges: ‚Denk­mä­ler der Schan­de und der Trau­er, des Stol­zes und der Freu­de sind not­wen­di­ge Grund­stei­ne des neu­en Deutsch­land und der neu­en Bundeshauptstadt.‘

In mei­ner Dresd­ner Rede ging es mir dar­um, zu hin­ter­fra­gen, wie wir Deut­schen auf unse­re Geschich­te zurück­blicken und wie sie uns im 21. Jahr­hun­dert iden­ti­täts­stif­tend sein kann. Zwei­fel­los müs­sen wir uns in unse­rer Selbst­ver­ge­wis­se­rung der immensen Schuld bewusst sein. Sie ist ein Teil unse­rer Geschich­te. Aber sie ist eben nur ein Teil unse­rer Geschich­te. Auch dar­auf habe ich in mei­ner Dresd­ner Rede hingewiesen.

Sogar der Archi­tekt des Mahn­mals, Peter Eisen­man, ein Jude, wies 2005 auf die Pro­ble­ma­tik hin, die Schuld zum Kern natio­na­len Geden­kens zu erhe­ben. In einem ‚Spiegel‘-Interview sag­te Eisen­man: ‚Natür­lich nahm der Anti­se­mi­tis­mus in Deutsch­land in den Drei­ßi­gern über­hand, ein schreck­li­cher Moment in der Geschich­te. Aber wie lan­ge fühlt man sich schul­dig?‘ Und wei­ter: ‚Ich hof­fe, dass die­ses Mahn­mal, mit sei­ner Abwe­sen­heit von Schuld­zu­wei­sung, dazu bei­trägt, über die­se Schuld hin­weg zu kom­men. Man kann nicht mit Schuld leben. Wenn Deutsch­land das täte, müss­te das gan­ze Volk zum The­ra­peu­ten gehen.‘

Außer uns Deut­schen hat kein Volk der Welt in sei­ner Haupt­stadt einen Ort des Geden­kens an die von ihm began­ge­nen Gräu­el­ta­ten geschaf­fen. Die­se Fähig­keit, sich der eige­nen Schuld zu stel­len, zeich­net uns Deut­sche aus. Uns zeich­net aber auch etwas ande­res aus: Wir haben den Buch­druck erfun­den, Mar­tin Luther stieß die Refor­ma­ti­on an. Wir sind das Land der Phi­lo­so­phen, Dich­ter, Kom­po­ni­sten und Erfin­der. Die­ser groß­ar­ti­ge kul­tu­rel­le Schatz gerät uns zuwei­len aus dem Blick. Auch das habe ich in Dres­den gesagt, und es war der eigent­li­che Kern mei­ner Aus­sa­ge. Schuld­be­wusst­sein allein kann kei­ne gesun­de Iden­ti­tät stif­ten, son­dern nur eine gebro­che­ne. Und auch das muss uns klar sein: Die für uns alle sicht­ba­ren Inte­gra­ti­ons­pro­ble­me in die­sem Land resul­tie­ren auch aus die­ser unse­rer gebro­che­nen Identität.“

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